Besuch des Ministers für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Herrn Prof. Dr. Willingmann, in der Solestadt Bad Dürrenberg

Am 13.09.2021 begrüßte der Bürgermeister der Solestadt Bad Dürrenberg, Herr Christoph Schulze, den Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung am Rathaus von Bad Dürrenberg.

Anlass des Besuches war die baldige Fertigstellung für den Neuaufbau des circa 131 Metern langen Teilstückes des Gradierwerks in der Solestadt Bad Dürrenberg. Der Minister freute sich über die erneute Einladung. Er erinnert sich gern an das Jahr 2019 zurück. Am 11.04.2019 überreichte er Herrn Christoph Schulze den Förderbescheid über rund 1,9 Mio Euro für die Wiederherstellung des Gradierwerkes. Ca. 2,5 Jahre später ist zu sehen, wie das längste zusammenhängende, noch funktionierende Gradierwerk Deutschlands mit einer Gesamtlänge von 636 Metern und 12 Metern Höhe fast wieder komplett ist. Das Querstück des Gradierwerkes wurde im Sommer 2019 zunächst abgerissen. Im Dezember 2020 konnte dann die Zimmerei Rödiger aus Bad Dürrenberg mit dem komplizierten Wiederaufbau beginnen. Die Firma Weise & Partner aus Bad Berka haben den notwendigen Schwarzdorn geliefert und die Felder gestopft. Herr Willingmann ist zudem begeistert von der Großzügigkeit der Spender*innen und Bad Dürrenberger*innen, die den notwendigen Eigenanteil von 200.000 Euro akquiriert haben. Ohne die Unterstützung er Spenden und den Heimatbund, der diese Spendenaktion organisiert hat, wäre ein Wiederaufbau undenkbar gewesen.

Von den ehemals fünf Gradierwerken sind heute noch die Gradierwerke I bis III mit ihren Verbindungsbauten im Kurpark ganz bzw. teilweise erhalten. Damit verfügt Bad Dürrenberg über die längste zusammenhängende und erhaltene Gradieranlage in Deutschland. Darüber hinaus besteht ihr einzigartiger Wert darin, dass die Gradiergebäude noch ihre weitestgehende Gestaltung des frühen 19. Jahrhunderts bewahrt haben. Im Vergleich zu allen anderen erhaltenen Gradierwerken wurden diese Anlage in Bad Dürrenberg nie für die Anforderungen der Kurinhalation umgestaltet. Die Authentizität gilt besonders für die hier noch erhaltenen, typisch sächsischen (Senffsche Bauart) und typisch altpreußischen Konstruktionsmerkmale (Colberger Bauart). Auch die Anlagen, die die Sole auf den Gradierwerken verteilen, stellen beachtliche technische Leistungen des 18./19. Jahrhunderts dar.
Die Aufgabe der Gradierwerke bestand darin, die Sole zu reinigen und bis zur Siedewürdigkeit aufzukonzentrieren. Mithilfe von Pumpen wird die Sole auf das Gradierwerk gepumpt. Von dort fließt aus hölzernen Kästen die Sole über hölzerne Verteilerhähne in die Verteilerrinnen. Aus diesen Rinnen tropft die Sole an den Reisigwänden herab. Beim Herabtropfen von Zweig zu Zweig wird der Soletropfen immer weiter zerteilt und deren Oberflächen dadurch immer größer. Durch den Einfluss von Sonne, Wind und trockener Luft verdunstet das Wasser und die Salze reichern sich in der Lösung an. Beim Herabtropfen setzen sich Gips und Eisenverbindungen an den Schwarzdornzweigen als kristalline Niederschläge an. Dieser sogenannte „Dornstein“ umhüllt immer mehr die einzelnen Zweige. Durch die feine Zerstäubung der Sole herrscht in der Nähe der Gradierwerke ein der Nordseeluft ähnliches Mikroklima, welches bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen hilfreich ist. Diesen Solenebel kann man beim Flanieren im Kurpark entlang des Gradierwerkes einatmen. Direkt am Gradierwerk befinden sich 800 m Wandelstege und zahlreiche Sitzmöglichkeiten.

Der Heimatbund, welcher sich ehrenamtlich für die Erhaltung des Gradierwerkes einsetzt, gilt ein besonderer Dank. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz zeichnete den Heimatbund Bad Dürrenberg für sein ehrenamtliches Engagement, im Jahr 2020, zum Erhalt des Gradierwerks aus.

Die Fertigstellung des gesamten Teilstückes ist für das Frühjahr 2022 geplant.

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